Jedes Wasserbauwerk ist ein Umweltrisiko. Auswirkungen auf die Strömung durch Bauwerke lassen sich seriös nur sehr schlecht kalkulieren. Das zeigt sich beispielsweise an der der vergleichsweise kleinen Seebrücke Kellenhusen, nach deren Bau sich ungeplant ein neuer Flachwasserbereich gebildet hat (Sedimentablagerungen). Natürlich werden auch bei kleinen Seebrückenbauten vorher Strömungsgutachten eingeholt, vermutlich war das auch in Kellenhusen der Fall. Offensichtlich ist es nicht möglich, Auswirkungen von Wasserbauwerken exakt zu kalkulieren oder es können Fehler gemacht werden. Die Verbindung zwischen der Nordsee und der Ostsee ist sehr flach und recht schmal. Genau hier gibt es Überlegungen einen Tunnel (Absenktunnel) zu bauen. Wer garantiert, dass die Gutachten bei der festen Fehmarnbelt-Querung keine Fehler enthalten?
Betriebswirtschaftliche Sicht der festen Fehmarnbelt-Querung
Zu so einer Entscheidung gehören natürlich auch betriebs- und gesamtwirtschaftliche Daten. Jedes Bauwerk ist ein Eingriff in die Natur und damit ein Risiko. Wenn Umweltschutz das einzige Argument wäre, müsste jedes Bauwerk verhindert werden. Zu einer wirtschaftlichen Betrachtung gehört die Kalkulation der Kosten und Erträge. Für die Erträge muss bei einem Verkehrsprojekt als Basis eine Verkehrsprognose erstellt werden. Kaufmännische Vorsicht rät dazu Erträge nicht zu hoch und Kosten nicht zu niedrig zu schätzen.
Schon 2015 stellte eine Studie im Auftrag der Reederei Scandlines fest, dass die Wirtschaftlichkeitberechnung der festen Fehmarnbelt-Querung nicht berücksichtigt hat, dass die Fähren auf der Vogelfluglinie auch nach der möglichen Eröffnung des Tunnels weiterfahren und daher weniger Fahrzeuge den Tunnel benutzen als von den möglichen Betreibern des Tunnels kalkuliert. Von kaufmännischer Vorsicht ist hier nicht viel zu sehen.
Kritische Stimmen in Dänemark nehmen zu
Die feste Fehmarnbelt-Querung wird in Deutschland kritischer gesehen als in Dänemark. Aber auch in Dänemark werden kritische Stimmen lauter. Eine Studie von RD&I Consulting, Hellerup, Denmark greift auch die offensichtlich unsichere Verkehrsprognose auf.
„[…] Consequently, at the time of Parliament passing the construction act there was plenty of evidence that the traffic forecasts were under heavy external criticism for being way too optimistic. Nevertheless, the construction act was passed without mentioning any doubts concerning the validity of the traffic forecasts. […]“
Der dänische Verkehrsexperte Knud Erik Andersen geht noch weiter und behauptet laut der Übersetzung eines Artikels durch beltretter.de:
„[…] Die Zahl ist von Sund & Bælt (Mutterkonzern von Femern A/S) erfunden worden, die im Nachgang ihre deutschen Haus-Consultants angewiesen hat, diese in die offizielle Verkehrsprognose einzuarbeiten. […]“ Laut Andersen warte das dänische Verkehrsministerium seit fast zwei Jahren auf einen Nachweis zur Herkunft der Kalkulationsbasis.
Wenn Andersen richtig liegt, deutet einiges darauf hin, dass die Verkehrsprognose erfunden wurde, um das Projekt schönzurechnen. Wer sagt, dass solche Manipulationen nicht auch bei Strömungsgutachten vorkommen können?
Weitere Informationen zur Verkehrsprognose am Fehmarnbelt
http://www.spiegel.de/wirtschaft/fehmarnbelt-gegner-wollen-gegen-tunnelbau-klagen-a-984538.html
https://www.fehmarn24.de/fehmarn/deutsche-pkw-maut-wird-wohl-belttunnel-projekt-stoppen-8151944.html